Zur Zukunft des Grünen Guido

Es geht zum nächsten Schritt in Richtung “Grüner Guido”. Wie im letzten Blog-Beitrag berichtet, hatte die Stadt Speyer nach der Ortsbegehung im Frühsommer 2022 im darauf folgenden Herbst zu einer Beteiligungsaktion bezüglich der Umgestaltungsmaßnahmen auf dem St.-Guido-Stifts-Platz eingeladen. Drei Themenbereiche wurden erarbeitet und in Gruppen diskutiert. Die Ergebnisse können unten heruntergeladen werden.

Nun geht es in die nächste Runde. Am 8. Mai werden auf dem St.-Guido-Stiftsplatz um 17 Uhr im Beisein der Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler die Ergebnisse der ersten Bürgerinformationsveranstaltung im Herbst 2022 vorgestellt und die weiteren Schritte zum Umbau des Grünen Guido besprochen. Alle Interessierten sind ganz herzlich eingeladen.

Rückfragen beantworten Steffen Schwendy (steffen.schwendy@stadt-speyer.de) und Sabrina Albers (sabrina.albers@stadt-speyer.de).

Hier der Bericht über den bisherigen Verlauf:

Eigentlich habe man mit 30 bis 40 Personen gerechnet, um so erfreulicher sei die große Resonanz von ca. 70 Menschen, leitet Martin Theodor vom Beratungszentrum für kommunale Bürgerbeteiligung KOBRA die Veranstaltung ein. Die bereitgestellten Getränke reichen aber trotzdem aus. Zusammen ist Herr Theodor mit Tobias Baumgärtner (ebenfalls von KOBRA) und dem Garten- und Landschaftsarchitekten Norbert Schäfer vor Ort. Die Stadt Speyer ist durch Herrn Steffen Schwendy, zuständig für die Planung öffentlicher Grün- und Spielflächen, sowie Herrn Robin Nolasco, Fachbereich Stadtentwicklung und Bauwesen, vertreten. Als Beobachter sind zudem auch Vertreter des Umweltamtes mit dabei.

Nach einem kurzen Auftakt werden die drei Themenfelder präsentiert, von denen man zwei jeweils eine halbe Stunde lang besuchen kann: “Gestaltung, Raumgefühl und Nutzung”, “Klima, Ökologie, Nachhaltigkeit” sowie “Patenschaften, Pflege”. Wie erwartet versammeln sich um die erste Station die meisten Personen. Herr Baumgärtner ist gleich von den Speyerern begeistert, da sich zwei Freiwillige hervortun, die gesammelten Punkte zu notieren. In der Gruppe bekommen reihum alle die Möglichkeit, ihre Anliegen und Ideen zur Gestaltung und Nutzung des Platzes kundzutun.

Hier und besonders an der Station “Klima, Ökologie, Nachhaltigkeit” äußern sich Bürger*innen negativ über die 2014 im Rahmen des Strukturprogramms “3 Städte – 3 Plätze” entfernte Baumreihe, die einer Steinwüste weichen musste. Nicht verwunderlich also, dass mehrmals der Wunsch nach deutlich mehr Begrünung des Platzes mit schattenspendenden Bäumen geäußert wird. Der Platz sei sonst in Sommern wie diesen unbegehbar. Ein Mann fügt hinzu, dass er in den letzten Wochen niemanden hier auf dem Platz sitzen gesehen habe. Um sich aus dem Weg zu gehen, seien die Bänke um die Bäume super, da man möglichst weit voneinander entfernt säße. Hier müssten kommunikativere Sitzgelegenheiten her, bei denen man sich auch gegenseitig anschauen könne und die einladender aussähen.

Bezüglich des Raumgefühls erwähnt Schwendy den Begrünungsstreifen, der im ursprünglichen Plan als Raumkante zwischen den Laternen verlaufen sollte, aber nie umgesetzt wurde. Die Speyerer*innen fordern indes nicht nur einen schönen Grünstreifen auf dem Boden, sondern eine bessere räumliche Abtrennung zum fließenden Verkehr, z.B. durch eine grüne Hecke, die Sichtschutz bietet und Emissionen und evtl. auch den Lärm etwas reduzieren kann. In diesem Zusammenhang wird auch der Wunsch geäußert, die umliegenden Straßen zumindest zur Spielstraße zu erklären.

Zwischendurch bringt ein älterer Herr seine visionäre Idee einer kompletten Umgestaltung ein und präsentiert gleich eine Architekturskizze (siehe Bild). Der Platz werde durch seinen langgezogenen Charakter und die umgebenden Straßen nicht als richtiger Platz zum Verweilen wahrgenommen. Stattdessen schlägt er vor, den Weidenberg zu erweitern und über die jetzige Straße zu ziehen, um einen neuen Park mit einer zusammenhängenden Grünfläche zu schaffen. Herr Schwendy macht klar, dass ein solch tiefgehendes Eingreifen in die Verkehrsplanung nicht möglich sei. Doch die Nord-Süd-Achse bleibe bestehen, nur die Verkehrsführung auf dem St.-Guido-Stifts-Platz müsse geändert werden, hält der Ersteller des Plans dagegen, was mit einem schmallippigen “Wir werden das mit als Idee aufnehmen” beantwortet wird.

Idee, den Weidenberg zu vergrößern

Darüber hinaus werden auch Nutzungskonzepte für den Platz angesprochen. Beispielsweise kommt der Vorschlag eines wöchentlichen Abendmarktes sowie kulturellen Veranstaltungen. Schwendy berichtet hier jedoch von dem Problem, dass es keinen Anschluss für Toiletten auf dem Platz gebe. Er kann sich jedoch eine Kooperation mit der Currysau vorstellen, diese könne möglicherweise bei Festivitäten die Toiletten stellen. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen wird der Vorschlag eines Trinkwasserspenders sowie eines Brunnens unter den Bürger*innen begrüßt. Nachdem das Wetter zwischendurch nicht mehr hält, fügt Baumgärtner humoristisch hinzu, in einer christlich geprägten Stadt wie Speyer stieße der Vorschlag nach mehr Wasser auf dem Platz eben schnell auf Gehör.

Im Themenbereich “Klima, Ökologie, Nachhaltigkeit” wird “so viel Entsiegelung wie möglich” gefordert, einzelne Wiesenflächen und ein Piko-Park werden als Ideen angeführt. Die Begrünung soll pflegeleicht und dem Klimawandel angepasst sein (hitze-/wärme-/widerstandsfähig), außerdem sollen heimische Pflanzen eingesetzt werden. Als Regel wird Torf- und Pestizidfreiheit gefordert. Hier fällt auch der Begriff der “Baumgräber”: Herr Schwendy erklärt, dass ursprünglich eine Tiefgarage unter dem St.-Guido-Stifts-Platz geplant gewesen sei, weshalb man die Bäume in den Betonbeeten höher gepflanzt habe, um sie einfach bei Bedarf für die Bauarbeiten umsetzen zu können. Die Tiefgarage ist nicht umgesetzt worden, zurück bleiben jedoch die mehrfach als “hässlich” bezeichneten Betonkübel. Zumindest eine Trockenmauer anstatt dieser Betonsockel wird als Wunsch geäußert, noch besser wäre aber deren komplette Entfernung und Tieferlegung der Bäume bzw. kleine Hügel.

Außerdem fallen die Stichworte Public Gardening und “Essbare Stadt” mit Bürgergärten, in denen auch Obst und Gemüse angepflanzt werden kann. Wie die Pflege funktionieren soll wird an der Station “Patenschaften, Pflege” erörtert. Eine kompetente Anleitung des Projekts wird gefordert. Nach Theodor sei es zudem sinnvoll, über ehrenamtliches Engagement hinaus eine Institution oder die Stadt Speyer mit der Pflege solcher Gärten/Plätze bzw. mit der Koordination des Pflegeteams zu beauftragen, da bei freiwilligem Engagement nicht die Dauerhaftigkeit gewährleistet sei. Dieses sei dennoch begrüßenswert und man wolle Anwohner*innen und umliegende Kitas und Schulen mit einbeziehen, denen hier eine Fläche für eigene Projekte geboten werden könne. Die Stadt Speyer will sich nochmals in einem gesonderten Treffen über die Frage der Pflege mit Vereinen und Institutionen austauschen.

Präsentation der Ergebnisse im Plenum

Im Anschluss an die Gespräche in den Gruppen werden die Ergebnisse im Plenum zusammengefasst. Baumgärtner betont, dass man nicht bei Null anfange und der Platz bereits gute Voraussetzungen für eine Verschönerung biete. “Es fehlt ‘nur’ noch das, was das Verweilen ausmacht”, fügt er nicht ohne Ironie hinzu. Die Stadt Speyer erarbeitet nun mit Norbert Schäfer auf Grundlage der Beteiligungsaktion ein Konzept für die Umgestaltung. Dieses soll im Frühjahr 2023 öffentlich im Rahmen einer weiteren Aktion präsentiert werden, in der die Bürger*innen Feedback geben, ob der vorgelegte Plan ein “gangbarer Weg” sei. Abschließend betont Nolasco, das eine Gesamtlösung gefunden werden muss, die die Interessen der anwesenden Bürger*innen als auch die der Anwohner des Platzes und der Unternehmer*innen vereint.

Wer es nicht zur Veranstaltung geschafft hat oder im Nachhinein noch eine Idee einbringen will, kann sich in den nächsten Wochen per Mail oder telefonisch an Herrn Steffen Schwendy oder Herrn Robin Nolasco wenden.


Die Atmosphäre habe ich insgesamt als locker und konstruktiv wahrgenommen. Viele interessante Ideen und Vorschläge wurden gesammelt und diskutiert. Nun bleibt abzuwarten, was die Stadt Speyer davon alles umsetzen kann und will. Dabei hoffe ich, dass es sich nicht um eine “Alibi-Veranstaltung” gehandelt hat, in der zwar zahlreiche Ideen eingebracht werden, aber der Großteil davon nicht in den finalen Plan mit einfließen. Dass mit KOBRA ein Beratungszentrum für kommunale Bürgerbeteiligung mit an Board ist, lässt jedoch positiv in die Zukunft blicken.

Die Ergebnisse der Veranstaltung (Bilder der Pinnwände) bieten wir euch hier vorab zum Download an:

Dominic Plein
29. September 2022