Die von inSPEYERed e.V. betreute Klimainsel auf dem St.-Guido-Stiftsplatz geht nun schon in ihre dritte Saison. Das 2019 im Rahmen des Grynen Bandes gestartete Projekt soll zumindest ein Teil des kargen und im Sommer sehr heißen Platzes Zuflucht für Insekten bieten. Durch die zunehmende Versiegelung und Bebauung in der Stadt finden Bienen und Co. immer weniger Nahrung. Außerdem wird es für Insekten immer schwieriger, abgeblühte Blütenstängel und anderes Grünzeug zu finden, wo sie überwintern können. Der Insektenschwund wirkt sich direkt auf die Vögel aus: Je weniger Insekten sie zum Fressen finden, desto weniger können sie in der Stadt noch überleben.
Natur-Raum statt Zierbeet
Daher ist es auch so wichtig, die Beete auf dem Grünen Guido, wie wir von inSPEYERed den Platz inzwischen liebevoll nennen, so naturnah wie möglich zu gestalten. Brach liegende Erde und Pflanzen wie z.B. Geranien sehen sehen zwar hübsch aus, nützen der Natur allerdings recht wenig. Leider führt die naturnahe Gestaltung der meisten Beete auf dem St.-Guido-Stiftsplatz gelegentlich zu Irritationen. Es hält sich bei manchen hartnäckig die Meinung, dass es wichtiger sei, dass die Beete hübsch aussehen, als dass sie ihren eigentlichen Zweck erfüllen: ein Stück möglichst unberührte Natur mitten in der Stadt. Unser Auge ist so an menschengemachte „Beet-Idyllen“ gewöhnt, dass es einigen offensichtlich sehr schwer fällt, diese anthropozentrische Sichtweise zu verlassen und sich mal vorzustellen, wie das, was in unseren Augen vielleicht für manche schön aussehen mag, in den Augen der Natur, vor allem der Insekten, aussehen könnte.
Erde muss bedeckt sein
Ein wichtiger Punkt ist die Gestaltung der Beete, vor allem das Bedeckt-Halten der Erde. Es schadet den Beeten sehr, wenn die Erde brach liegt. Erstens verdunstet viel mehr Wasser; außerdem beeinträchtigt die Sonneneinstrahlung die Arbeit der Mikroorganismen; und zu guter Letzt weht der Wind auf den Beeten mit unbedeckter Erde die extrem wichtige oberste Humusschicht weg, in der die meisten Nährstoffe zu finden sind.
„Die Natur kennt nackte Böden nur in der Wüste und auf Felsengrund, ansonsten bedecken Laub, Nadeln, Zweige und Pflanzen die Erdoberfläche. Die schützende Schicht bringt viele Vorteile für das Bodenleben sowie den Wasser- und Nährstoffhaushalt, wodurch der Boden überhaupt erst landwirtschaftlich nutzbar wird. Während der Biogärtner versucht, diese schützende Schicht im Sinne der Permakultur intakt und im Gleichgewicht zu halten, ist die konventionelle Landwirtschaft vom genauen Gegensatz geprägt: Zwei- bis dreimal im Jahr wird der Boden sprichwörtlich auf den Kopf gestellt, wenn Pflüge und Eggen die Erde ungeschützt freilegen.“ (Quelle, Copyright © smarticular.net)
Daher sollten die Beete immer so bepflanzt sein, dass die Erde bedeckt ist. Oder man sollte zumindest eine sog. Mulch-Schicht ausbringen, die den Boden vor Austrocknung, Überhitzung und Sonnenbestrahlung schützt.
Insektenfreundliche Pflanzen
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auswahl der Pflanzen. Leider sind viele der Pflanzen, die es jetzt im Frühjahr wieder überall zu kaufen gibt, zwar hübsch anzuschauen. Mit ihren gefüllten oder verzüchteten Blütenkelchen führen sie allerdings Bienen und andere Bestäuberinnen in die Irre. Denn als Nahrungsquelle nützen sie leider nicht, auch wenn sie noch so schön aussehen. Daher ist es extrem wichtig, auf die Insektenfreundlichkeit der Bepflanzung zu achten.
„Insekten und Pflanzen sind ein eingespieltes Team: Jede Pflanze hat eine Funktion, jedes Insekt eine Vorliebe. Die Pflanzen erfüllen dabei verschiedene Zwecke. Nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch die Stängel und Blätter sind wichtig für Insekten. Denn daraus werden Nester gebaut oder sie werden von Raupen gefressen. Manche Insekten sind auf bestimmte Pflanzen angewiesen, andere sind da nicht so wählerisch.
Aber allen fehlt es an Nahrung und Lebensraum. Der Einsatz von Pestiziden und die fortschreitende Verarmung der Landschaft machen es vielen Arten schwer, noch ausreichend Nahrung zu finden. Unsere Gärten sind daher letzte Refugien und mit der Wahl der richtigen Pflanzen können wir vielen Insekten einen wertvollen Lebensraum bieten.“ (Quelle, Copyright © nabu.de) Unter diesem Link findet sich auch eine ausführliche Liste mit insektenfreundlichen Pflanzen.
Verdunstung kühlt
Doch nicht nur für Insekten und Vögel ist unsere Klimainsel wichtig. Auch das lokale Klima auf dem ansonsten größtenteils wüstenartigen St.-Guido-Stiftsplatz wird durch die Hochbeete günstig beeinflusst. Denn auch wenn es an den brachen Stellen des Platzes im Hochsommer extrem heiß ist bleibt es um die Pflanzkästen herum spürbar kühler. Das liegt an der sog. Verdunstungskühle. Diese bewirkt, dass flüssiges Wasser ab einer Temperatur von 25 Grad Celsius in Wasserdampf umgewandelt wird. Dabei wird Wärmeenergie verbraucht, was zu einer Abkühlung der Umgebung führt.
Umgekehrt speichern die Hochbeete bei Regenfällen Regenwasser. Dadurch tragen sie bei Starkregen dazu bei, ein Überfließen der Kanalisation zu verhindern.
Wie geht es weiter? Mach mit!
Bei derart vielen Vorteilen unserer Klimainsel entsteht die Frage, wie es mit diesem so wertvollen Projekt weitergehen kann. Schließlich sind die Holz-Kästen ursprünglich nur für ein Jahr gebaut worden und werden nicht ewig halten.
Zu diesem Thema wird es im Mai ein Treffen mit der Stadtverwaltung geben, auf dem die Zukunft der Klimainsel besprochen wird. Wir laden euch alle ganz herzlich ein, euch an diesem Entscheidungsprozess zu beteiligen. Wie soll es mit der Klimainsel weitergehen? Was habt ihr für Ideen und Ansichten dazu? Bitte schreibt diese an info(at)inspeyered.de Wir werden Eure Beiträge mit in die Besprechung nehmen und darauf achten, dass eure Ideen nach Möglichkeit berücksichtigt werden.