September-Forum 2018

Nachdem bei unserer Zukunftswerkstatt und der Wünsche-Sammlung zur Podiumsdiskussion das Thema immer wieder aufkam, haben wir uns im ersten Forum nach der Sommerpause mit dem Speyerer Müll beschäftigt:

Was genau passiert mit unserem Müll? Wie können wir Ressourcen schonen, Dinge mehrfach nutzen oder reparieren? Welchen Anteil kann jeder leisten, um dem Müllproblem beizukommen?

Nach drei Input-Vorträgen zu diesen Themen bot der „Markt der Möglichkeiten“ Gelegenheit, neben den referierenden Initiativen Repair Cafe und Mehrwegpfandbecher weitere Ideen und Angebote kennenzulernen:

  • Selbstgemachte Kosmetikprodukte von Slow Beauty Cosmetics
  • Ein neues Miteinander per Lebensmittelinitiative/ Foodsharing für alle vom neuen Verein Lifes
  • Weitergeben gebrauchter Klamotten über den Kleiderladen vom DRK Speyer
  • Tüte-gegen-Tasche-Tauschaktion der Stadt Speyer

Gesammelte Mitmach-Tipps aus dem Forum

Für die Eiligen, die direkt zur Sache kommen und aktiv werden wollen, hier die Tipps und Angebote, die beim Forum erwähnt wurden ?

  • Die Stadtwerke Speyer bieten für Schulklassen ein „Freilandklassenzimmer“ an: Dabei  wird eine Busfahrt zum Müllkraftwerk in Ludwigshafen oder Kaiserslautern bezahlt. Infos dazu stehen auch im Müllkalender, für 2018 ist das Angebot jedoch schon ausgebucht
  • Für Kindergärten gibt es über die Stadtwerke die Möglichkeit Besuch von einem Müllsammelfahrzeug zu bekommen
  • Die Codecheck-App hilft Mikroplastik zu vermeiden: Produkte im Laden scannen und dann bei Nichtgefallen einfach nicht kaufen
  • Bei der ökumenischen Mitmachaktion „Trendsetter Weltretter. Einfach anders konsumieren“ kann man einen täglichen Müllvermeidungstipp abonnieren
  • Im Weltladen werden Stoffsäckchen fürs müllfreie Gemüse-Shopping verkauft
  • Zum Abfangen von Mikroplastik aus der Waschmaschine gibt es spezielle Wäschebeutel (z.B. „Guppyfriend“)

Inhalte des Infoblocks: „Was wird aus meinem Müll“ (Peter Nebel, Stadtwerke Speyer)

In einem unterhaltsamen Vortrag mit großer Themenbreite gab es eine Wissens-Druckbetankung zu Nachhaltigkeit, Abfallwirtschaft, Speyerer Müllentsorgungshistorie, Recycling-Technik und einen Schwerpunkt auf die Plastik- und Mikroplastik-Thematik. Die wichtigsten Inhalte haben freundlicherweise die Journalismus-Profis von Rheinpfalz und Wochenblatt zusammengefasst.

Wir haben hier ausgewählte „Schon gewusst?“-Schnipsel für euch gesammelt. Denn die Gelegenheit wird kommen, mit diesem Wissen jemanden zu beeindrucken ?

  •  Weltüberlastungstag war am 1. August 2018 – seit Ende der Sommerferien leben wir also auf Kredit der nachfolgenden Generationen ?
  • Schon 1632 waren Speyerer mit Müllbeseitigung beschäftigt: Laut Ratsverordnung sollte überall täglich gekehrt werden
  • Müllsammelfahrzeuge sind derzeit in Speyer unterwegs, nur 2 waren es im Jahr 1938
  • Die Abfallpyramide priorisiert, wie wir’s mit dem Müll halten sollen, nämlich bevorzugt: vermeiden – wiederverwenden – recyclen – verwerten – und nur als letzte Option beseitigen
  • Wer Hackfleisch kauft, hinterlässt eine Verpackung aus 3 unterschiedlichen Grundstoffen, einen Alptraum des Recyclings
  • Für unsere Speyerer Hausmülldeponie läuft die Nachsorge noch mindestens weitere 40 Jahre
  • Die neue MeinSpeyer App erinnert nicht nur straßenscharf ans Müllrausstellen, sondern auch daran, wann und wo die Grüngutcontainer stehen
  • 487 kg Müll verursacht der durchschnittliche Speyerer im Jahr
  • Unser Müll reist einige Kilometer, um unter anderem Fernwärme zu erzeugen: der Restabfall fährt zum Müllheizkraftwerk nach Ludwigshafen, der Bioabfall sogar nach Kaiserslautern
  • Die Plastiksäcke aus dem Speyerer Glasrecycling werden in Neustadt händisch aus den Glasscherben gezogen. Wie viele Handschuhe dabei auch noch in Müll verwandelt werden? 10 Paar am Tag
  • Eine Gemeinsamkeit von Bobby Cars und transparenten PET-Flaschen? Sie gehören zu den wenigen Plastikmaterialien, die wirklich stofflich recycelt werden können
  • Der Verpackungsdesigner ist der ärgste Feind des Müllentsorgers
  • In Deutschland verbleibt der meiste deutsche Müll. Müllexporte gehen überwiegend nach Asien.
  • Ruanda hat die Nase vorn beim Thema Plastiktüten: Die sind dort streng verboten und werden sogar an Grenzübergängen aus Reisegepäck gefischt
  • Eine Waschladung spült 1900 Partikel Mikroplastik ins Abwasser. Wer Speisesalz aus Meerwasser isst, nimmt so bis zu 1000 Partikel pro Jahr auf.

Inhalte des Infoblocks: „Repair Cafe“ (Karl Heinrich Usinger-Frieß)

Das Wichtigste zuerst:

  • Das Repair Cafe Speyer öffnet einmal monatlich, immer am zweiten Samstag des Monats, ab 14 Uhr, und zwar in der Quartiersmensa in Speyer West
  • Der Speyerer Termin ist turnusgetaktet mit den umliegenden Repair Cafes in Neustadt, Germersheim etc. Bei dringenden Reparaturanliegen muss also niemand einen ganzen Monat warten.
  • Repariert werden kann alles, was transportiert werden kann, vom Benzinrasenmäher bis zum Rollator. Nur Kleidungsstücke werden nicht repariert.
  • „Hausbesuche sind leider nicht möglich“ ?
  • Ein besonderes Angebot für kompliziertere Projekte: Unvollendete Reparaturstücke können bei Bedarf bis zum nächsten Repair Cafe eingelagert werden
  • Es gibt Kaffee und Kuchen! Besucher dürfen auch gerne einfach auf einen Kaffee vorbeischauen
  • Neue Helfer werden immer gebraucht! Keine Scheu – die bisherigen ehrenamtlichen Helfer sind auch nicht alle Profi-Handwerker

Wissenswertes zum Repair Cafe:

  • Weltweit gibt es derzeit 1600 Repair Cafes in 33 Ländern
  • Das Repair Cafe in Speyer gibt es schon seit 2013
  • Das Repair Cafe hat den Speyerer Umweltpreis 2017 abgeräumt (wohlverdient, aber mit einem neidvollen Auge unseres Bienenkübels ;-))

Inhalte des Infoblocks: „Mehrwegpfandbechersystem“ (Caroline Golly und Katrin Berlinghoff, Klimaschutzagentur Mannheim)

Das Mehrwegbecherpfandsystem „Bleib deinem Becher treu“ ist neben Recup eine der Alternativen zum Einwegbecher, deren stadtweite Einführung derzeit im Stadtrat diskutiert wird.

Besonderheiten des Bleib-treu-Bechers:

  • Das gewählte Bechermodell wurde ausgesucht, weil es nach vergleichender Untersuchung durch die Klimaschutzagentur Mannheim eine Reihe von Qualitätsmerkmalen erfüllt: Made in Germany/ spülmaschinenfest in der Spülmaschine/ stapelbar/ dichter Deckel, der zusammen mit dem Becher getauscht wird/ Reycling ausgemusterter Becher/ lebensmittelecht/ geruchsfrei
  • Der Becher soll bewusst kein Sammelbecher sein, sondern ein Gebrauchsgegenstand, der abgegeben & getauscht wird
  • Teilnehmende Unternehmer können stufenweise am System teilnehmen:
    • Nur mitgebrachte Becher befüllen
    • Befüllen und selber Becher verkaufen
    • Befüllen, Verkaufen und Becher gegen Pfandmarken eintauschen
  • Der Becher ist bereits in Mannheim im Einsatz. Die Klimaschutzagentur hat den Becher für die Metropolregion konzipiert, auch für Pendler und überregionale Bäckereiketten.
  • Alle teilnehmende Standorte sind auf der Homepage verzeichnet

Aus diesem Vortrag kommt unser Zitat des Tages:  „es gab mal die gute alte Tasse, aus der jeder trinken konnte“ ?

Dankeschön

Unser ganz herzlicher Dank geht an alle Vortragenden und alle Beitragenden zum Markt der Möglichkeiten! Ebenso an Herrn Gaden von der VHS Speyer für die Hilfsbereitschaft mit den Räumlichkeiten und an das super Hausmeister-Team der Villa Ecarius, das auch zu später Stunde noch gut gelaunt mit uns abgebaut hat!

Chapeau an alle Forums-Besucher! Ihr habt uns beeindruckt, wie ihr trotz sommerlicher Temperaturen und restlos gefüllten Saals dabeigeblieben seid, euch auf dem Markt der Möglichkeiten ausgetauscht habt, und tolle Anregungen, Fragen und (Veranstaltungs-) Tipps geteilt habt. So #inSPEYERed!