„Wie viel Geld braucht die Kunst? Kulturarbeit unter ökonomischem Druck.“
Unter diesem Titel wurde am Montag, den 04.06.18 um 20 Uhr über die ökonomische Basis der Kulturarbeit in Speyer und darüber hinaus diskutiert. Der Abend begann mit einer Standortbestimmung innerhalb des Diskurses um die Ökonomisierung sozialer und kultureller Lebensbereiche. Im Anschluss an diesen Inputvortrag von Theresa Schnell, wurde mit Kulturschaffenden aus Speyer, sowie mit Vertreter*innen der (Kultur-)Politik ausgehend von ihrer beruflichen Erfahrung und Praxis diskutiert.
Schon seit einiger Zeit kämpft das Kinder – und Jugendtheater ums Überleben. Trotzdem werden die drei festangestellten Kulturschaffenden und die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht müde unser Speyerer Theaterfestival, den „Kulturbeutel“ auf die Beine zu stellen. Dieses Jahr stand aber nicht nur Theater und Musik auf dem Programm, sondern auch die finanziellen Engpässe des Theaters wurden thematisiert. Schon um 18 Uhr lud das Kinder- und Jugendtheater Team ein die Vernetzung von Schule und Theater neu zu denken. Im Anschluss daran wurde sich dann auf das eigentliche Problem des fehlenden Geldes konzentriert. Der Speyerer Theaterverein ist aber nicht alleine mit seinen Sorgen. In ganz Deutschland kämpfen Kulturschaffende um eine solide Finanzierung. Staatliche Förderung von Kulturbetrieben wird in Relation zur wirtschaftlichen Entwicklung kontinuierlich reduziert, nicht zuletzt wegen der hohen Verschuldung der Kommunen.
Theresa Schnell, bildende Künstlerin, hat die Frage nach den ökonomischen Bedingungen der Kulturarbeit über ihre eigene künstlerische Praxis hinaus beschäftigt. Nach ihrer künstlerischen Ausbildung in Dresden studiert sie darum den Master „Ökonomie und Gesellschaftsgestaltung“ an der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues. Dort beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Prozess der Ökonomisierung ist dabei von zentraler Bedeutung. Er beschreibt die Übertragung ökonomischer Rationalitäten auf Bereiche, die – unter anderem, weil sie keine eindeutig bepreisbaren Produkte herstellen – bisher außerhalb der Marktwirtschaft organisiert waren; So kann etwa der Wert eines Theaterstückes für unsere Gesellschaft, aber auch für den einzelnen Menschen schwerlich als Zahl ausgedrückt werden.
Die Diskussion am Montagabend sollte aber nicht mit der Problematisierung enden. Gemeinsame Organisierung, wie beispielsweise in Gewerkschaften und Verbänden, kann eine Art des Widerstands gegen die Marktlogiken sein. Ein konkretes Beispiel künstlerischer Solidarität hat Theresa Schnell in ihrem Vortrag vorgestellt. Welche Möglichkeiten die Speyerer Theatermacher*innen und Politiker*innen sehen wurde im Anschluss gefragt. Ein Platz in der Runde wurde für die Zuschauerinnen und Zuschauer reserviert, die diesmal mehr durften als nur gucken. Einmischen war ganz im Sinne der jungen Speyerer Initiative erwünscht. Es ist schließlich unsere Kultur, um die es am Montagabend im Kulturbeutel ging.
In folgendem Beitrag blicken Hannah Heller, Mitorganisatorin der Veranstaltung und ebenfalls Masterstudierende der Cusanus Hochschule und Theresa Heller auf die Beiträge des Abends zurück und arbeiten heraus, wie sich eine Ökonomisierung der Kulturarbeit in Speyer in Worte fassen lässt – und wo Worte fehlen. Zum ausführlichen Beitrag hier entlang.